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Ein Dialog mit dem Antreiber

Bild: Eleni Trapp, Unsplash

„Augen zu und durch.“ „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Wie es in mir aussieht, geht keinen etwas an.“ „Das hätte ich besser machen müssen.“
Vielleicht sagst du auch öfter Sätze wie: „Ich mach das nur noch kurz.“ oder „Ich muss das nur noch schnell erledigen.“ Sätze, die auf die inneren Antreiber schließen lassen, die uns bestimmen.

Bis zu einem gewissen Grad ist so ein Antreiber hilfreich für unser Leben. Er motiviert uns mehr zu lernen und besser zu werden. Bei zu starker Ausprägung oder in den falschen Situationen angewendet, belasten die Antreiber uns, lösen enormen Stress aus und machen uns das Leben schwer. Viele unserer typischen Stress Situationen entstehen, weil wir von inneren Motiven, den Antreibern, geleitet werden.

Woher kommen die inneren Antreiber? 

Sie entstehen aus Glaubenssätzen, die wir seit unserer Kindheit entwickelt haben; aus Überzeugungen darüber, wie du bist, wie das Leben und die Welt sind, und vor allem auch darüber, wie wir sein solltest oder zu sein hast. Durch wiederholte Erfahrungen, entsprechende emotionale Reaktionen und deren Interpretation bilden wir mit der Zeit die innere Überzeugung „Ich bin in Ordnung und liebenswert, wenn ich perfekt / stark / gefällig / schnell bin bzw. wenn ich mich anstrenge.“
Diese Vorstellung verwächst fest mit der eigenen Identität und wird zu einer Art „inneren Daseinsberechtigung“. Aufgrund dessen ermahnt uns unsere innere Stimme fortan stets, so zu sein, wie es unser Antreiber vorgibt.


Was sind diese inneren Antreiber?


Stelle dir innere Antreiber wie Programme in deinem Kopf vor. Innere Stimmen, die dir, oft automatisiert, unbewusst Befehle geben und dein Denken und Handeln beeinflussen. Wir sprechen von 5 verschiedenen, inneren Antreibern. Jeder Antreiber führt dazu, dass du in bestimmter Weise denkst und handelst.



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Antreiber identifizieren / Erlauber einüben

Die fünf Antreiber und dazugehörige innere Glaubenssätze:

1. Sei stark!

Antreiber: Niemand darf merken, dass ich schwach, empfindlich oder ratlos bin. Gefühle sind ein Zeichen von Schwäche und machen verletzbar. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“.

Erlauber: Ich darf offen sein für Zuwendung. Ich darf mir Hilfe holen und sie annehmen. Gefühle zu zeigen ist erlaubt und ein Zeichen von Stärke. Ich darf schwach sein!

2. Sei perfekt!

Antreiber: Du darfst dir keine Fehler erlauben, Ich muss alles noch besser machen, es ist nie gut genug.

Erlauber: Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen. Es können auch 50% genügen. Es ist in Ordnung nicht perfekt zu sein!

3. Mach es allen recht!

Antreiber: Ich bin wertvoll, wenn alle mit mir zufrieden sind. Wenn ich „Nein“ sage, werde ich abgelehnt. Ich darf meine eigenen Bedürfnisse nicht zeigen, Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig. Ich muss für andere da sein. Ich will keinen Streit.

Erlauber: Ich darf meine Bedürfnisse und Standpunkte ernst nehmen. Ich bin OK, auch wenn jemand unzufrieden mit mir ist. Ich darf es auch mir recht machen.

4. Mach schnell!

Antreiber: Nichtstun ist Zeitverschwendung, Ich bin immer in Aktion, Ich bin zu langsam, Ich muss möglichst viel in kurzer Zeit schaffen.

Erlauber: Ich darf mir Zeit nehmen und auch Pausen machen. Manches darf auch länger dauern. Ich darf Zeit verplempern.

5. Streng dich an!

Antreiber: Ich muss mich immer anstrengen, egal wobei. Ohne Fleiß kein Preis. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Erfolg muss man sich hart erarbeiten. Das Leben ist ein Kampf.

Erlauber: Ich darf es nach meinen Kräften tun. Ich darf meine Erfolge genießen und auch mit meinem Nicht-Erfolg umgehen (lernen). Ich gestatte es mir in einem Bereich nicht gut zu sein.

BEISPIEL


Der Antreiber „Sei stark!“
Wer überzeugt ist „Ich bin nur liebenswert, wenn ich immer stark bin.“, der versucht, zu jeglicher Form von „Schwäche“ eine Distanz zu wahren. Diese Menschen wollen die eigene Empfindsamkeit zu verbergen und ziehen sich bei Gefühlsäußerungen anderer zurück. Ihre Schutzrüstung der Stärke legen sie nur ungerne und selten ab. Gleichzeitig wollen diese Menschen um jeden Preis ihre Unabhängigkeit und Kontrolle bewahren und sich nicht durch Angewiesenheit auf andere verletzlich machen.

Typische Überzeugungen

  • „Ich muss immer allein zurechtkommen.“ bzw. „Ich darf nie um Hilfe bitten.“
  • „Ich muss immer stark und unangreifbar wirken.“ bzw. „Ich darf nie zeigen, wenn ich verletzt bin.“
  • „Ich muss Macht und Kontrolle haben, um vor möglichen Angriffen gewappnet zu sein.“ bzw. „Ich darf anderen nie wirklich vertrauen, denn sie könnten mich enttäuschen und verletzen.“


Vorteile:  Menschen mit „Sei stark!“-Orientierung verfügen über ein hohes Leistungs- und Durchhaltevermögen. Sie bewahren in Krisen und Notsituationen einen kühlen Kopf. Es sind oft Helden und Heldinnen, die sich kämpferisch für ihnen wichtige Ziele einsetzen. Diszipliniert und „unkaputtbar“ bleiben sie hartnäckig dran, wo andere aufgeben. 

Nachteile: Die Kehrseite der stets zur Schau gestellten Stärke ist ein Abgeschnittensein der eigenen Emotionen sowie infolge eins gewissen Einzelgängertums. Echte Beziehungen können nur funktionieren, wenn man sich öffnet und verletzlich macht – hier haben solche Menschen manchmal Probleme. Auch die starke Sachorientierung, die Gefühle außen vorlässt, kann auf andere Personen abschreckend wirken. Außerdem neigen sie dazu, ihre eigene Leistungsgrenze nicht zu kennen, weil sie sich selten die Frage stellen, was ihnen wirklich guttut. Die Folge ist: Überforderung.

Unsere Hoffnung!

Bild: Fabian Moller, Unsplash

Paulus wusste:

„Wenn ich schwach bin, bin ich stark!“ 2. Kor. 12,9b-10:


Das Erkennen der eigenen Schwachheit bahnt den Weg Gottes Kraft und Handeln in unserem Leben zu erfahren! Darum: Erlaube dir schwach zu sein – vor Gott und Menschen!